Ringvorlesung: Gegenwart verstehen - Zukunft gestalten!
Wohin soll die Reise gehen? Die aktuellen Ergebnisse hinsichtlich des Klimas in und auf unserer Welt sind alarmierend: 1,5 Grad seien laut IPCC-Report (Intergovernmental Panel on Climate Change) nur schwer einzuhalten. Überflutungen, Waldbrände, Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Dürre und Hitzewellen bestätigen, wovor Klimaforscher:innen seit Jahrzehnten warnen.
Gleichzeitig verschärft sich die Bedrohungslage, die von rechtsextremen, rassistischen oder antisemitischen Angriffen ausgeht. Die Popularisierung und Radikalisierung von Positionen, die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit propagieren und instrumentalisieren, zeigt auf, wie groß die Herausforderungen unserer Zeit sind. Die Pressefreiheit in Deutschland wurde in diesem Jahr zum ersten Mal nicht mehr als „gut“ bewertet, so urteilt der Verband „Reporter ohne Grenzen“. Weltweite Proteste gegen den Klimawandel, für Rede- und Pressefreiheit oder die LGBQ Bewegung zeigen den Drang nach konkreten Maßnahmen.
Um Zukunft zu gestalten, hilft es, die Gegenwart zu verstehen. Untersuchungen zu existentiellen Gefahren für die Menschheit sind bislang eine Seltenheit – doch wird die Notwendigkeit für solche immer größer. Welchen Beitrag kann Zukunftsforschung leisten, um die akuten Herausforderungen einzuschätzen? Wie steht es um unsere Gesellschaft aber auch um die Erde im globalen Kontext? Neben der Analyse und Bewertung von technologischen und gesellschaftlichen Trends und Treibern soll in der Vorlesungsreihe beleuchtet werden,wie digitale Transformation genutzt werden kann, damit sie nachhaltig und klimaneutral ist. Außerdem gehen wir folgenden Fragen nach: Was sind partizipative Methoden zur Entwicklung von Zukunftskompetenzen und robusten Zukunftsstrategien? Was benennen die SDG’s - UN Sustainable Development Goals der Agenda 2030? Wie können wir unsere Zukunft auf dem Hintergrund von Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung ausrichten, um diese Ziele zu erreichen und Verantwortung für das Fortbestehen der Menschheit zu sichern? Wie kann es aussehen, eine zukunftsfähige Welt und Gesellschaft mitzugestalten? Wie wollen wir leben? Wer wollen wir sein?
Wir laden Sie dazu ein, die Herausforderungen unserer Zeit und unserer gemeinsamen Zukunft mit Expert:innen aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur in interdisziplinären Vorträgen zu betrachten und kritisch zu hinterfragen. Studierende aller Fakultäten sowie interessierte Gäste sind herzlich willkommen!
Wissenschaftliche Leitung der Ringvorlesung:
Prof. Dr. Michael Schemmann, wissenschaftliche Leitung des ProfessionalCenters der Universität zu Köln
Koordination:
Maren Mardink, ProfessionalCenter
Veranstaltungsübersicht
Die Ringvorlesung findet im Zeitraum vom 19.10.2021 bis 01.02.2022 immer Dienstags von 17:45 - 19:15 Uhr, online via Zoom statt.
Die Prüfungsleistung ist eine 60-minütige online Multiple-Choice Klausur am 01.02.2022.
- Zeitraum Prüfungsanmeldung: 20.12.2021 ab 00:00 Uhr bis 25.01.2022 um 23:55 Uhr
- Die Abmeldung von der Klausur ist bis zum 25.01.2022 um 23:55 Uhr möglich.
19.10.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Ungewisse Zukunft. Die Zukunftsforschung gibt Orientierung
Globale Probleme, krisenhafte Überraschungen und die wachsende Dynamik und Volatilität von Entwicklungen stellen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft vor massive Herausforderungen. In dieser von Ungewissheiten geprägten Situation gibt die Zukunftsforschung Orientierungen.
In der Vorlesung werden grundlegende Konzepte und die wichtigsten Methoden der Zukunftsforschung dargestellt und nach ihrer Leistungsfähigkeit angesichts der aktuellen Herausforderungen befragt. Was kann die Zukunftsforschung zur Entwicklung von nachhaltigen und robusten Zukunftsstrategien beitragen? Wo liegen Schwierigkeiten, Denkbarrieren und Umsetzungshindernisse? Welche Chancen bietet die Zukunftsforschung für eine partizipative Zukunftsgestaltung?
Dr. Karlheinz Steinmüller, Diplomphysiker, Philosoph und Wissenschaftlicher Direktor
Über die Person
26.10.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Die Zukunft als soziale Tatsache verstehen. Soziologische Perspektiven auf Erwartungen, Hoffnungen und Zukunftsvorstellungen.
Soziologische Forschung begreift Zukunftsvorstellungen zunehmend als wichtige Erklärungsfaktor um soziale Realitäten zu verstehen. Gesellschaftliches Handeln wird nicht nur durch Erfahrungen und Strukturen aus der Vergangenheit oder die gegenwärtige Situation geprägt; es wird immer auch bestimmt durch die Zukünfte, die Menschen erhoffen, befürchten oder für wahrscheinlich halten. Der Vortrag gibt einen Überblick, wie sich soziologische Forschung, die sich empirisch mit Zukunftsvorstellungen auseinander setzt seit den 1950er Jahren entwickelt hat und zeigt, wie sich Themen, Methoden und Zugänge verändert und diversifiziert haben.
Dr. Lisa Suckert, Max-Planck-Institut, Köln
Über die Person
02.11.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Digitalisierung - Handicap oder Treiber für Nachhaltigkeit?
Wir leben im digitalen Zeitalter – unser Alltag ist geprägt von Sensoren, Bildschirmen und mehr oder weniger "smarten" Geräten. An vielen Punkten ist das hilfreich, oft notwendig und teilweise überlebenswichtig geworden. Während Wirtschaft und Politik die Unabdingbarkeit der Digitalisierung betonen, wird selten der Preis unserer Digitalisierung auf Ebene ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit thematisiert. Zwischen diesen beiden Polen - Nachhaltigkeit und Digitalisierung - liegt ein komplexes Spannungsfeld.
Einerseits erzeugt Digitalisierung immense Nachhaltigkeitsdefizite wie etwa beim Energieverbrauch oder dem Rohstoffabbau. Andererseits hilft Digitalisierung dabei Nachhaltigkeitsebenen zu erreichen, die ohne digitale Technologien nicht erreichbar wären (Energiewende). Auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Digitalisierung ein großes Nachhaltigkeitspotenzial besitzt. Das bedeutet, dass die Digitalisierung Lenkung braucht! Ziel muss sein, die Chancen zu nutzen und die Risiken zu minimieren.
Wie das gelingt wird Thema dieses Vortrags sein.
Felix Sühlmann-Faul, Freier Techniksoziologe, Speaker, Berater und Autor
Über die Person
09.11.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Klima-Wende-Zeit: Welche Spielräume bleiben für unsere Zukunft?
Um die Zukunft erfolgreich zu gestalten, ist zuerst zu klären, welche Spielräume uns innerhalb der planetaren Grenzen überhaupt noch bleiben. Lediglich innerhalb dieser Spielräume können wir uns dann frei entscheiden, wie wir unser eigenes Leben im Zusammenwirken mit unseren Mitmenschen gestalten. Die begrenzten Ressourcen unseres Planeten geben die harten Grenzen für unser Leben in der Zukunft vor.
Um die Spielräume auszuloten wird gezeigt, wie Klimawandel, Energiekonsum, Nahrungsmittelproduktion und Weltbevölkerung zusammenhängen. Bereits heute reichen die Nahrungsmittel nicht aus, so dass jeder zehnte Mensch hungert obwohl durch Brandrodung in Südamerika immer neue Agrarflächen erschlossen werden. Wie wird sich dies entwickeln, wenn fossile Ressourcen wegfallen, wir in vielen Bereichen noch nachhaltiger wirtschaften und der Biodiversität Raum geben wollen? Oder andersherum gefragt: Was bedeuten die planetaren Grenzen für unser zukünftiges alltägliches Leben? Diese Fragen werden durch eine Systemsicht auf unseren Planeten beantwortet.
Prof. Dr. -Ing. Andreas Pfennig, Department of Chemical Engineering, University of Liège
Über die Person
23.11.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Die Zukunft der Städte unter multiplen Herausforderungen
Wie lässt sich die Entwicklung der Städte so steuern, dass diese den notwendigen Beitrag zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung leisten können? Angesichts vielschichtiger Veränderungsprozesse (globaler Umweltwandel, demographischer Wandel, digitaler Wandel, etc.) sowie dem Potential der Städte, einen signifikanten Beitrag zur Eindämmung weiterer schädlicher Entwicklungen sowie zur Umsetzung von Lösungsansätzen zum Umgang mit den Folgen zu leisten, stehen Städte vor großen Herausforderungen und Chancen. In diesem Spannungsfeld werden im Rahmen des Vortrags die komplexen Zusammenhänge adressiert sowie mögliche Handlungsoptionen aufgezeigt.
Univ.-Prof. Dr. habil. Kerstin Krellenberg, Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien
Über die Person
30.11.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Die Bewegung der Pandemieleugnung - rechtsextrem, rechtsoffen oder 'nur' verschwörungserzählend?
Seit dem Frühjahr 2020 wurden an vielen Orten Protestversammlungen organisiert, in deren Rahmen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie kritisiert wurden. In der Berichterstattung wurde vielfach das sehr unterschiedliche Erscheinungsbild der Teilnehmer:innen thematisiert - Hippies, Bürgerliche, Rechtsextreme. Der Vortrag erörtert Charakter, Inhalte und Dynamik der Proteste und deren Verhältnis zur extremen Rechten.
Prof. Dr. Fabian Virchow, Fachhochschule Düsseldorf
Über die Person
07.12.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - Wo stehen wir in der Klimakrise?
Extremwetterereignisse wie die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 machen deutlich: Der Klimawandel ist nicht mehr etwas, das irgendwann in ferner Zukunft geschehen wird. Wir sind bereits mittendrin. Und was passiert aber auf politischer Ebene? Auf Klimakonferenzen wird seit über 25 Jahren nach einer Lösung des Problems gesucht. Derzeit reicht der nationale und internationale Klimaschutz jedoch nicht aus, um die globale Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf 1,5°C zu begrenzen! Angesichts dieser Situation mag man sich fragen, wie viel Hoffnung es noch gibt, dass wir das Thema Klimawandel noch in den Griff bekommen?
In diesem Vortrag wird gezeigt, wie Flutkatastrophen wie die im Juli 2021 durch den Klimawandel verursacht werden und warum es so schwierig ist, das Problem des Klimawandels auf internationaler Ebene zu lösen. Aber auch warum die aktuelle Bewegung „von unten“ von z.B. „Fridays For Future“ Hoffnung machen kann.
Dr. Tobias Bayr, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel
Über die Person
14.12.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Die Zukunft des Geldes.
Was ist eigentlich Geld? Die Verschuldung in der Welt nimmt ständig zu - wie lange können wir uns das leisten? Die häufigste Antwort auf diese Frage lautet: Solange die Einkommen der Staaten steigen, solange Wachstum gegeben ist! Aber: Ist in der Vermeidung der Klimakatastrophe auch klimaneutrales Wachstum möglich? Und: Gibt es vielleicht ein Gegenmodell zu unserem modernen kapitalistischen Geld- und Wirtschaftssystem? Die Wissenschaft und ihre Disziplinen sind sich nicht einig. Warum unser Geld „Kreditgeld“ ist, warum unser Geld auf Verschuldung beruht und warum wir diese Art von Geld haben? Was war vorher und wohin geht die Entwicklung? Welcher Art von Geld gehört die Zukunft und weshalb?
Im Vortrag wird die Entwicklung des Geldwesens nachgezeichnet und die Funktionsweise des heute üblichen „Kreditgeldes“ thematisiert. Welche Folgen haben eine steigende Verschuldung bei nachlassendem Wachstum? Gehört dem Bitcoin die Zukunft?
Prof. Thomas Fehrmann, Bundesbankdirektor a. D.
Über die Person
21.12.2021 | 17:45 - 19:15 Uhr
Rechte Kulturrevolution - wie die Neue Rechte nach Diskurshoheit greift
Die „Neue Rechte“ ist in den letzten Jahren immer mehr in den Blickpunkt medialer Öffentlichkeit gerückt. Sie ist dabei längst zu einem transnationalen Phänomen mit unterschiedlichen Ausprägungen geworden. Dabei ist es aber wichtig zu verstehen, was sie will und wo ihre ideologischen Wurzeln liegen. Um ihr Ziel einer „Kulturrevolution von rechts“ durchzusetzen, wendet sie spezifische Strategien an, um das bestehende diskursive Feld nach rechts zu verschieben oder gar zu zerstören. Dabei genügt es längst nicht mehr, die Neue Rechte als Bündnis verschiedener hierarchischer Organisationen zu verstehen. In den letzten Jahren wird ein Influencer-Rechtsextremismus immer wirkmächtiger. In dieser Einheit wagen wir eine Bestandsaufnahme über das Phänomen „Neue Rechte“.
Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin und Autorin
Über die Person
11.01.2022 | 17:45 - 19:15 Uhr
Willst du oder musst du Auto fahren?
Diese Frage habe ich über 40 Personen gestellt - und über ihre Antworten ein Buch geschrieben. #Autokorrektur hat dabei nichts mit "Autohass" zu tun - obwohl mir das immer wieder unterstellt wird - sondern mit der Frage, wie Automobilität zur Voraussetzung zur Teilhabe werden konnte und wie wir das zugunsten aller ändern können.
Mein Name ist Katja und ich wende den Verkehr. Das ist hochpolitisch, weil ich nicht nur auf Technik schaue, sondern mich für eine Mobilität einsetze, die die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt – Menschen mit Behinderung, Kinder, Menschen auf dem Land und in der Stadt, Frauen, Männer, nicht-binäre Menschen, BIPoC."In meiner Vorstellung der Zukunft können die Menschen Auto fahren, so sie es denn wollen. Sie müssen es aber nicht mehr – denn es gibt attraktive Alternativen. Ich möchte Lust machen auf eine Gesellschaft, die gemeinsam eine attraktive und klimafreundliche Zukunft für alle baut. Momentan ist nicht alles in unserem Land fair und klimagerecht, inklusiv und bezahlbar aufgestellt. Die Bedürfnisse vieler Menschen werden nicht angemessen berücksichtigt. Das können wir ändern!
Katja Diehl, Gründerin "She Drives Mobility"
Über die Person
18.01.2022 | 17:45 - 19:15 Uhr
Sozial-ökologische Transformation - was kann das sein?
Transformationsvorstellungen in der Degrowth-Debatte und in der Gesamtbevölkerung.
Angesichts von Klimakrise, Artensterben und Ressourcenerschöpfung vertreten mittlerweile Akteur*innen quer durch die Gesellschaft die Ansicht, dass weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen nötig sind. Aber wie können wir uns eine solche sozial-ökologische Transformation vorstellen, welchen Prinzipien kann oder muss sie folgen? Im Zentrum sozial-ökologischer Transformationsforschung steht die Analyse der materiellen sowie auch der kulturell-symbolischen Dimensionen der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und der Möglichkeiten ihrer bewussten Veränderung.
Neben einer allgemeinen Einführung in Grundannahmen der aktuellen Transformationsdebatte in der Nachhaltigkeitsforschung und unterschiedliche idealtypische Transformationsstrategien werden die verschiedenen Vorstellungen einer Postwachstumstransformation vorgestellt, die innerhalb des Degrowth-Spektrums diskutiert werden. Darüber hinaus wird anhand empirischer Analysen von Umfragedaten gefragt, welche Vorstellungen von und Haltungen zu Transformation in unterschiedlichen Teilen der Gesamtbevölkerung verbreitet sind. Aufbauend auf einer Unterscheidung verschiedener sozial-ökologischer Mentalitäten wird die Frage diskutiert, warum die von vielen Forscher:innen für nötig gehaltene Transformation gesamtgesellschaftlich keine ungeteilte Unterstützung findet.
Dr. Dennis Eversberg, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Maren Mardink
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