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Ringvorlesung: Was jetzt? Aus Krisen lernen!

Krisen - in der Medizin beschreiben sie kritische Wendepunkte bei einem Krankheitsverlauf. Das 21. Jahrhundert und unsere Wahrnehmung der Welt wird seit geraumer Zeit von vielfältigen Krisen und Krisendiagnosen geprägt. So haben z.B. die Klima-, Energie-, Finanz- und Nahrungsmittelpreiskrise weltweit weitreichende Auswirkungen auf globaler bis hin zur individuellen Ebene. Aktuell durchleben wir eine globale Pandemie als Krise. Schon jetzt werden uns die Auswirkungen dieser in den unterschiedlichsten Bereichen deutlich.

Krisen gehen potentiell mit Konflikten einher und können bestehende Konfliktlinien und -konstellationen verschieben und verändern. Man sagt, eine Krise hat auch immer etwas Gutes, denn sie regt dazu an, das bisherige Leben zu reflektieren und kann einen Wendepunkt markieren, der dazu führt, dass sich positive Veränderungen einstellen. Durch Krisen werden die Konflikte unserer Zeit wie unter einem Brennglas sichtbar oder durchaus noch verstärkt. Zugleich bieten sich Chancen für eine grundsätzliche Neujustierung. Welche systemischen und kulturellen Wurzeln liegen globalen Krisen zugrunde? In was für einer Zukunft wollen wir leben? Wer sorgt sich um uns und in welcher Beziehung stehen wir zueinander? Wie gestalten wir eine gerechte und ökologische Zukunft? Wie kann ich als Individuum mit einer Krise umgehen und in ihr bestehen?

Wir laden Sie dazu ein, die Krisen unserer Zeit in interdisziplinären Vorträgen zu betrachten und kritisch zu hinterfragen. Außerdem wird versucht, Anregungen für das Handeln im Alltag, wie sich unsere Gesellschaft und das Wirtschaftssystem zukünftig anders, vielleicht sogar gerechter gestalten lassen kann, zu schaffen. Studierende aller Fakultäten sowie interessierte Gäste sind herzlich willkommen!

Wissenschaftliche Leitung der Ringvorlesung:
Prof. Dr. Michael Schemmann
Wissenschaftliche Leitung des ProfessionalCenters der Universität zu Köln

 

Veranstaltungsübersicht

 
10.11.2020
Krisen. Migration, Corona, das Klima und die Demokratie | Prof. Dr. Wolfgang Merkel, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung WZB

Wir erleben in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts eine Serie von Krisen, die die schon vorher zerbrechlich gewordenen Demokratien weiter belasten. Neu ist, dass wir in drei von vier Krisen in der Politik eine Verschiebung von der materiellen Interessenverfolgung hin zur Moral erleben. Die Rede ist hier von der Flüchtlings-/ Migrations-, Klima- und COVID-19 Krise.Die Signatur der Krisendiskurse heißt Moralisierung und Polarisierung. Die Gesellschaft droht in verfestigte Lager auseinander zu fallen. Es geht nicht mehr alleine oder nicht einmal vordringlich um wirtschaftliche Interessen und Verteilung „who gets what, how and why?“, sondern um Moral gegen Moral. Es geht um Humanität und Offenheit versus Egoismus und Nationalismus (Migrationskrise), um Leben oder Sterben (Pandemie), Überleben oder Untergehen (Klima), so sehen es zumindest die Protagonisten des kosmopolitischen Lagers.Die Demokratien tun sich schwer im Umgang mit der neuen Unsicherheit im Spannungsfeld von Freiheit und Sicherheit, Kosmopolitismus und Nationalismus. In der COVID-Krise haben viele Demokratien Grundrechte suspendiert und im exekutiven Notstandsmodus regiert. In der Klimakrise wird nun ebenfalls der Ruf nach autoritativen Durchregieren laut. Was macht das mit unseren Demokratien? Können sie diese Herausforderungen unbeschädigt überstehen?

https://wzb.eu/de/personen/wolfgang-merkel

17.11.2020
Globale handelspolitische Herausforderungen in und nach der COVID19-Krise | Prof. Dr. Galina Kolev, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Corona, Trump, Klimawandel: Die europäische Wirtschaft steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen. Die Wirtschaftspolitik ist nun gefragt, nicht nur die Rahmenbedingungen für mehr Resilienz und eine nachhaltige Entwicklung in der Zeit nach der größten Rezession in der Nachkriegsgeschichte zu schaffen, sondern auch für die Aufrechterhaltung einer verlässlichen liberalen Weltwirtschaftsordnung zu kämpfen. Bei all diesen Herausforderungen werden hohe Erwartungen an die europäische Handelspolitik geweckt. Sie soll die WTO retten, die transatlantischen Beziehungen stabilisieren, für mehr Reziprozität in den Wirtschaftsbeziehungen mit China sorgen und auch Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Welche Ansätze sind möglich und wie lassen sie sich umsetzen?

24.11.2020
Geschlechterverhältnisse in der Krise | Dr. Regina Frey, Politikwissenschaftlerin und freie Gender-Beraterin

Die durch Covid-19 ausgelöste Pandemie verändert die Gesellschaft und gerne wird das Bild eines "Brennglases" bemüht, wenn verdeutlicht werden soll, wie die Pandemie gesellschaftlich wirkt. In den Geschlechterverhältnissen gab es bereits vor der Coronakrise Schieflagen. Vieles weist nun darauf hin, dass sich diese Lücken noch vertiefen könnten - die Bewertungen gehen hier jedoch auseinander.
 
Der Vortrag geht dem nach: Welche Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen durch Corona zeigen sich global und hierzulande? Was bedeutet das für politische Maßnahmen der Krisenbewältigung? Und warum ist das Wissen um Geschlechterverhältnisse wichtig, um in diesen Krisenzeiten angemessen Handeln zu können?


01.12.2020
Virtuelle Normalität: Arbeit und Politik nach Corona | Dr. Lukas Schlögl, Universität Wien

Telearbeit, Digitalisierung, Gig Economy, Automatisierung und bargeldloses Zahlen sind auf dem Vormarsch – auch aufgrund der Normen sozialer Distanz, die Covid-19 unserer Gesellschaft auferlegt. Verändert die Pandemie unsere Arbeitswelt auf Dauer? Und welche politischen Herausforderungen ergeben sich daraus? In diesem Vortrag skizziere ich Aspekte des langfristigen Wandels der Erwerbsarbeit und des Spannungsverhältnisses von Technologie und Arbeit - sowie neue Veränderungen, die sich aus der Corona-Krise für die Politik der Arbeit ergeben.


08.12.2020
Nach der Corona Krise ist mitten in der Klimakrise | Annika Joeres, Journalistin und Autorin für correctiv.org und DIE ZEIT

Die Coronakrise beschäftigt zurzeit die Öffentlichkeit. Zugleich hat sich die Klimakrise verschärft - Temperaturrekorde werden monatlich gebrochen, historisch einmalige Waldbrände erschüttern die USA, nie da gewesener Starkregen schneidet ganze Täler in Südfrankreich ab. Aber während die Regierungen in der Corona-Krise über Nacht handelten und sehr weitreichende Gebote und Verbote erlassen haben, scheitert die Klimapolitik seit Jahrzehnten. Woran liegt das? Welche Mechanismen und einflussreichen Lobbies verhindern einen echten Forschritt, also Gesetze, die wirklich unsere Emissionen senken würden?


15.12.2020
Es ist Krise, oder? Annäherung an den Krisenbegriff | Jun.-Prof. Dr. Verena Brinks, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Der Begriff "Krise" ist allgegenwärtig. Ob Finanzkrise, Klimakrise oder Corona-Krise, wir scheinen ständig mit Krisen konfrontiert zu sein. Aber was zeichnet eine Krise eigentlich aus? Der Vortrag widmet sich zunächst analytisch dem Krisenbegriff, indem grundsätzliche Kennzeichen von Krisen herausgearbeitet werden. Davon ausgehend wird der besondere Handlungskontext von Krisen beleuchtet.Was verändert sich, wenn ein Ereignis als Krise wahrgenommen wird?  Nicht selten werden in Krisen Expertinnen und Experten zu Rate gezogen, die über Krisenmanagement-Fähigkeiten oder spezialisiertes Fachwissen verfügen. Der Vortrag widmet sich im zweiten Teil dieser Akteursgruppe und unterscheidet verschiedene Typen von "Expert*innen in Krisen".


22.12.2020
Klima-Wende-Zeit. Warum wir auch bei Entwicklungshilfe und Ernährung umdenken müssen | Prof. Dr. -Ing. Andreas Pfennig | Université de Liège, Belgien

Die Weltbevölkerung wächst rasant. Mehr als jeder zehnte Mensch hungert. Das verschärft die Herausforderungen beim Klimawandel. Um dies zu meistern brauchen wir nicht nur eine Energiewende, sondern auch eine Ernährungs-, Entwicklungs- und Bewusstseinswende. Das betrifft neben Industrie und Politik auch unser Verhalten und unsere Werte. Damit uns diese Einsicht persönlich bewegt und politische Kraft gewinnt, müssen wir persönlich begreifen, worauf es ankommt. In dem Vortrag werden unsere Zukunfts-Optionen anschaulich beschrieben und daraus nachvollziehbar ein erfolgreicher Pfad in die Zukunft abgeleitet. Es geht eben nicht nur ums Klima. Mit einem ganzheitlichen Ansatz können wir eine Gebrauchsanleitung für unsere Erde entwickeln. So gelingt es, auch im Alltag nachhaltiger zu leben.


12.01.2020
Europas unmenschliche Grenzen | Gerald Knaus, Mitgründer und Direktor der European Stability Initiative (ESI), Berlin

Kein anderes Thema hat die europäische Politik in den letzten Jahren so beeinflusst wie die Debatte um Geflüchtete, Asyl und Migration. Dabei wird die Diskussion dominiert von Schlagworten, falschen Tatsachenbehauptungen und Scheinlösungen. Doch humane Grenzen sind möglich, wenn wir Grundsatzprobleme lösen. Vielen Gesellschaften fällt dies schwer und viele Bürger ringen mit widersprüchlichen Emotionen – hier Empathie, da Angst vor Kontrollverlust. Seriöse Politik muss diese Emotionen ernst nehmen und sich gleichzeitig von Fakten leiten lassen.


19.01.2021
Persönlichkeit in der Krise | Prof. Dr. Franz J. Neyer, Friedrich-Schiller Universität Jena

Kein Mensch ist wie der andere, und jeder geht anders mit Krisen um. Persönlichkeitsunterschiede können das Auftreten, den Verlauf und die Bewältigung individueller, aber auch kollektiver Krisen substanziell beeinflussen. Umgekehrt können Krisen aber auch nachhaltigen Einfluss auf die Persönlichkeit ausüben. Solche Wechselwirkungen verweisen fundamental auf die Frage nach Zufall und Notwendigkeit in der menschlichen Entwicklung, deren Möglichkeiten stets von genetischen und Umwelteinflüssen begrenzt wird. Der Vortrag behandelt diese Themen aus Sicht der modernen empirischen Persönlichkeitsforschung.


26.01.2021
Beschränkte Solidarität | Max Czollek | Politikwissenschaftler & Autor
Max Czollek by Konstantin Boerner
Foto: Max Czollek © Konstantin Boerner

Angesichts der Corona-Krise des Jahres 2020 gewinnen gesellschaftliche Widersprüche klarer an Kontur. Es wird deutlich, wo und wer alles auf gesellschaftliche Solidarität hoffen kann – und wer nicht: Von der Spargelernte über die Fleischfabrik bis zu den europäischen Außengrenzen. Zugleich machen die beispiellosen Maßnahmen deutlich, dass es in der Vergangenheit etwa bei der Bekämpfung von rechtem Terror oder Antisemitismus nicht an den Mitteln gefehlt hat - sondern am politischen Willen.

Diese Gegenwart beschränkter Solidarität macht deutlich, dass es der deutschen Gesellschaft nicht so sehr an einem Wir-Gefühl mangelt – als an einer Antwort auf die Frage, wer zu diesem Wir dazugehört. Dabei haben die bestehenden Konzepte von Integration bis Leitkultur viel zu lange ignoriert, was in der pluralen Demokratie schon lange Realität ist: die radikale Vielfalt ihrer Mitglieder. Diese Vielfalt ist die Basis, von der aus eine wehrhafte, solidarische Gesellschaft entworfen werden muss.


02.02.2021
Das Netzwerk der Neuen Rechten | Paul Middelhoff

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist ein neues und einflussreiches rechtes Netzwerk aus Stiftungen, Vereinen, Medien und Kampagnen in Deutschland herangewachsen. 
Dieser Vortrag thematisiert das  Ausmaß des Milieus - seine ideologischen Grundlagen, seine führenden Köpfe, seine wichtigen Zeitschriften, Verlage, Internet-Plattformen, Burschenschaften und die geheimen Finanziers.


09.02.2021
Prüfungsleistung 60-minütige Multiple Choice Klausur

Die Anmeldung zur Klausur erfolgt über Klips

 

Organisation & Kontakt


Frau Maren Mardink

Maren Mardink

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E-Mail: maren.mardinkSpamProtectionuni-koeln.de

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